Montag, 10. März 2014

Von Breifrust zu selbstgesteuerter Nahrungsaufnahme

Nachdem die erste paar Breiversuche der Muckelmaus gar nicht soooo schlecht liefen und ich einige Portionen Pastinaken- und Kürbisbrei kochte und einfror, hatte meine Kleine plötzlich keinen Bock mehr. Nur widerwillig nahm sie den Löffel in den Mund und die meiste Zeit presste sie die Lippen fest zusammen oder drückte den Löffel raus aus dem Mund. Und am Liebsten spuckte sie alles in hohem Bogen spritzend wieder raus, sodass ich und alles um mich herum voll gewesen wäre, wenn ich nicht immer rechtzeitig das Spucktuch oder den Löffel vor ihren Mund gehalten hätte.

(Ich war so unglaublich frustriert. "Warum?", mag nun manch einer fragen, "Dann probierst du es eben eine Woche später wieder!". Aber so einfach ist das bei uns nicht. Da wir Stillschwierigkeiten hatten, habe ich so lange Milch abgepumpt, wie ich die Kraft dazu hatte und im Moment sind wir dabei, die Muttermilchvorräte aus der Tiefkühltruhe aufzubrauchen. Diese mischen wir mit Pre-Milch, da sich die Muttermilch durch den Gefrierprozess leider geschmacklich verändert hat und die Muckelmaus sie pur nicht trinkt. Jedenfalls ist es erwiesen, dass das Allergierisiko sinkt, wenn Beikost mit Stillen (d.h. Muttermilch) begleitet wird. Und deshalb möchte ich möglichst viele Nahrungsmittel durchprobieren, so lange noch Muttermilch da ist.)

Jedenfalls saß ich mit einem Essiggesicht am Frühstückstisch, als mich der Mausepapa fragte, ob die Muckelmaus denn Käse essen dürfte. Ich horchte auf und erinnerte mich daran, dass die Hebamme aus meiner ehemaligen Stillgruppe damals sagte: "Vergesst alles, was ihr über Beikost wisst - es gibt einen ganz neuen Ansatz!" Dieser Ansatz besagte: "Probiert alles wild durcheinander. Es gibt keine Möhrenwoche, gefolgt von einer Kartoffel-Möhrenwoche, gefolgt von.... Es gibt auch keine "Mahlzeiten", die man ersetzt: füttert eure Kinder mal morgens, mal mittags, mal abends - so wie es gerade euch in den Tagesablauf passt. Und gebt euren Kindern gerne auch mal ganze Stücke. Auch wenn sie noch keine Zähne haben, können sie mit ihren Kauleisten weiche Nahrungsmittel zerdrücken."

Also gaben wir ihr Käse. Der Käse war länglich geschnitten, so dass sie ihn gut in der ganzen Hand halten konnte, und dennoch einen Teil in den Mund schieben konnte. Und die Muckelmaus aß den Käse genüßlich auf. Mittags gaben wir ihr dann ein paar Nudeln. Und auch an diesen lutschte sie herum und ein wenig landete sicher auch in ihrem Magen (nicht nur auf dem Lätzchen)


Abends bekam sie dann Gurkensticks. Hier schaffte sie es zumindest den weichen, kernigen Bereich zu essen. Der Rest war zu hart.

Natürlich isst sie noch nicht so viel, dass man vom Ersetzen von Mahzeiten sprechen könnte. Die Mengen, die sie verzehrt, sind so minimal, dass sie fast nicht der Rede wert sind (außer beim Käse - den liebt sie). Aber immerhin haben wir einen Ansatz gefunden, bei dem wir ihr spielerisch verschiedene Nahrungsmittel anbieten können, die sie dann auch gerne probiert.

Heutzutage nennt man diesen Ansatz "Baby led weaning" (kurz: BLW) - Babygesteuerte Entwöhnung. Wobei man bei uns sicherlich noch nicht von Entwöhnung sprechen kann, da es - wie gesagt - eher ein Experimentieren mit verschiedenen Geschmäckern ist.

Es gibt ein Buch dazu (von Tracey Murkett, die der Sache o.g. Namen gegeben hat), was ich mir jedoch nicht gekauft habe. Stattdessen schaue ich einfach, was so ein Würmchen alles essen darf und was nicht und gebe dann der Muckelmaus immer ein wenig von den erlaubten Sachen, wenn wir auch essen.

Bei der zweiten "Nudelmahlzeit" landete schon ein bisschen mehr im Magen. Als es dann irgendwann Kürbisflammkuchen gab, bekam Prinzessin Muckelmaus ein paar Kürbis-Sticks aus dem Ofen. Und siehe da: im Gegensatz zum Kürbisbrei liebte sie sie! Auch mit Karotten kann sie sich in Stick-Form immer mehr und mehr anfreunden - auch wenn Gemüse ansonsten noch nicht so richtig ihren Geschmack trifft. Dafür mag sie dann so Sachen wie Kiwi.


Verschlucken tut sie sich eigentlich kaum noch. Manchmal würgt sie ein wenig - aber das kennen wir auch schon vom Brei und da machen wir uns keine Sorgen... Okay, neulich wurde sie ganz blaß und brach dann in einem großen Schwall ihre Milch und die eben verspeisten Karotten wieder aus. Wir haben uns sehr erschreckt und sie schnell hochgenommen und über den Tisch gehalten, damit alles raus kann und sie sich nicht am Erbrochenen verschluckt. Aber ob das (nur) am BLW lag, bezweifle ich. Wir sind zuvor mit dem Auto (= ruckelig) zu meinen Schwiegereltern gefahren (= neu und aufregend). Vielleicht war es einfach die Kombination von allem... Danach nahm sie nämlich auch gern wieder ein Stück Karotte und schob sie sich genüsslich in den Mund.


Mit BLW hat sie nun deutlich mehr Lebensmittel ausprobiert und vor allem akzeptiert, als in Brei-Form. Die Kleine hatte ja irgendwie schon immer ihren eigenen Kopf und ein sehr großes Durchsetzungsvermögen. Sie will essen und sie will es alleine tun! Gefüttert zu werden, lehnt sie ab. Auch wenn wir ihr das Fläschchen geben, greift sie oft danach und will es selber halten.

Aber okay: mir soll es recht sein. Denn ohne den Brei ist es für uns auch deutlich stressfreier. Abgesehen davon, dass ich ihn nicht kochen muss ;-), geben wir ihr das, was wir auch essen und ignorieren sie größtenteils bei der Nahrungsaufnahme. Wenn sie sich unbeobachtet fühlt, flutscht das mit dem Essen nämlich deutlich besser. Nach dem Essen kontrollieren wir immer, ob sie irgendwas in den Wangentaschen "gehamstert" hat und dann ist auch gut.

Für uns ist das jedenfalls eine spannende neue Phase und ich freue mich über jedes neue Nahrungsmittel, das sie kennenlernt und dann auch gerne isst. Bald ist übrigens Fleisch dran! Ich habe um die Ecke einen Bio-Metzger entdeckt, dem ich in Kürze einen Besuch abstatten werde... :-)

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